Aktueller und ausführlicher Artikel in der
Morgenpost (hinter der Bezahlschranke) zu geplanten Neuerungen, um das Reisen über den BER für alle Fluggäste (noch) angenehmer zu gestalten und Prozesse zu beschleunigen.
Demnach wird am Hauptstadtflughafen insbesondere in moderne Technik investiert, teilweise auch in Systeme, die der BER als
erster Airport in Deutschland einsetzt. Insgesamt seien Flughäfen oft zurückhaltend, wenn es um neue Technologien gehe. Thomas Hoff Andersson, Geschäftsführer Operations am BER entgegnet jedoch: „Jemand muss der Erste sein. Wir wollen mit Start-ups und Unternehmen mit innovativen Ideen zusammenarbeiten und Neues ausprobieren.“
Die Neuerungen im Einzelnen:
Biometrische Zugangskontrollen, die das Scannen der Bordkarte überflüssig machen und stattdessen über eine Gesichtserkennung funktionieren, sind als Ziel ausgegeben - bisher testet man dies ja bekanntlich mit der Lufthansa-Gruppe und deren Status-Kunden beim Check-in und an der Sicherheitskontrolle, das Boarding am Gate soll bis Ende des Jahres folgen. „Wir wollen der erste Flughafen in der Welt sein, der diesen Service für alle Fluggesellschaften am Standort anbietet.“ Hierbei ist man vor allem stolz darüber, dass der Service des Anbieters FastID ein einzigartiges Konzept ist, das den Fluggästen die volle Kontrolle über ihre Daten garantiert. Sie können sich so auch jederzeit zum Löschen der Daten entschließen.
Zahlreiche
Automaten für den Check-in und die Gepäckaufgabe sollen helfen, Schlangen am Schalter zu reduzieren. Die Angebote werden zunehmend angenommen. „Self-Check-in und Baggage-drop-off wurden im vergangenen Jahr von 22 Prozent der Passagiere genutzt, jetzt sind es 47 Prozent. Der Anteil hat sich also mehr als verdoppelt“, so Hoff Andersson. Ziel sei es, weitere Airlines zu integrieren und den Service damit für noch mehr Reisende zugänglich zu machen. „Wir wollen, dass 80 Prozent der Passagiere die Möglichkeit haben, die digitalen Angebote zu nutzen“, erklärt er. Derzeit seien es etwas mehr als 70 Prozent. Habe ich selbst schon genutzt bei EasyJet und Eurowings - ging in der Tat einfach und schnell innerhalb von weniger als drei Minuten.
Für die
Handgepäckkontrollen sollen künftig sogenannte CT-Scanner genutzt werden. Die Geräte können feste und flüssige Sprengstoffe erkennen, Reisende müssen Flüssigkeiten und elektronische Geräte dann nicht mehr aus ihrem Gepäck entnehmen, um diese separat durchleuchten zu lassen. Die Neuerung soll den Prozess für Fluggäste vereinfachen, gleichzeitig aber auch das Tempo erhöhen, sodass mehr Personen in einem bestimmten Zeitraum kontrolliert werden können. Im ersten Schritt wird das kleinere Terminal 2 umgerüstet, eine erste Kontrollspur wurde bereits umgebaut. Ziel ist, dass alle Kontrollspuren dort im Laufe des ersten Quartals 2024 über CT-Scanner verfügen, anschließend soll Terminal 1 folgen.
Auch könne bei den Sicherheitskontrollen die Durchlaufquote weiter erhöht werden, indem es in den Spuren etwa ermöglicht wird, dass mehrere Passagiere gleichzeitig ihre Taschen auflegen können, was an anderen Airports schon längst Standard ist. Wie genau das am BER (vor allem in T1 baulich) umgesetzt werden kann bzw. ob dies bereits bei den Umbauten im Zuge der neuen CT-Scanner eingeführt wird, wurde nicht explizit geschildert. Man müsste sich mal die Spur mit dem neuen CT-Scanner in T2 anschauen.
Auch die
Passkontrollen für Reisen zu Zielen außerhalb des Schengen-Raums werden - wie von mir Anfang Oktober (siehe Verlauf oben) fotografisch festgehalten - derzeit umgebaut und aufgestockt: Die Zahl der Schalter, bei denen Passagiere ihre Reisepässe selbst scannen und dann zur Kontrolle in eine Kamera schauen, wird von fünf auf zehn erhöht, die Zahl der mit Personal besetzten Kontrollschalter (für Nicht-EU-Bürger, etc.) wächst von zehn auf ganze 24(!). Zusätzlich soll durch den Umbau auch der Wartebereich an der Passkontrolle deutlich vergrößert werden. Wenn das nicht schon eine wichtige wie richtige Vorbereitung bzw. ein klarer Hinweis auf deutlich mehr Mittel- und Langstreckenverbindungen in der Zukunft ist, weiß ich auch nicht.
Der BER will auch daran arbeiten,
Wartezeiten auf das Gepäck zu verkürzen. Insbesondere bei Flügen am späten Abend müssen Passagiere immer wieder Geduld mitbringen und teils mehrere Stunden warten. Das Personal, das die Gepäckausgabe verantwortet, stammt zwar von den Bodenverkehrsdienstleistern, aber der BER setzt nun eine neue Technik ein, um den Job etwas zu vereinfachen - bislang ist die Arbeit nämlich vor allem körperlich anstrengend. „Wir haben in kleine Förderbänder investiert, die man in der Höhe an den Gepäckwagen anpassen kann. Das Gepäck wird einfach auf dieses Band raufgezogen und von dort weiter auf die große Förderanlage transportiert. Das macht es schneller und ergonomischer für die Mitarbeitenden“, sagt Hoff Andersson. In Europa gebe es etwa eine Handvoll Flughäfen, die diese Technik bislang nutzen, in Deutschland ist der BER der Erste. „Damit investieren wir in die Gesundheit der Mitarbeitenden in der Flughafenfamilie und erhoffen uns durch weniger krankheitsbedingte Ausfälle bei den Bodenverkehrsdienstleistern auch positive Auswirkungen für unsere Fluggäste.“
Auch
Künstliche Intelligenz (KI) soll helfen, Prozesse am Flughafen zu verbessern und zu beschleunigen. Dazu wird eine neue Software an den 49 Parkpositionen für Flugzeuge am Terminal installiert, die vor allem zur Pünktlichkeit von Flügen beitragen soll. An der ersten Position soll sie im Dezember in Betrieb genommen werden. Mithilfe der Software könne man den weiteren Ablauf der Abfertigung vorhersagen; das System prognostiziert also, wie lange für die einzelnen Schritte wie das Be- und Entladen, Auffüllen des Caterings oder Tanken noch benötigt wird. „Daraus ergibt sich eine Prognose, wann das Flugzeug starten kann“, erklärt Hoff Andersson.
Dadurch erhofft sich der BER einen Vorteil, wenn es ums Erteilen der Startfreigaben der Flugzeuge geht. „Je präziser die Daten sind, die wir liefern können, desto größer ist die Chance, dass das Flugzeug einen günstigen Slot erhält und pünktlich starten kann“, sagt der COO. Die Software, die auf Kameradaten zurückgreift, soll außerdem auch Empfehlungen aussprechen, wie die Abfertigung optimiert werden kann. In Seattle ist ein solches System dem Manager zufolge bereits im Einsatz, in Deutschland will der BER als erster Flughafen ein
KI-basiertes System für den sogenannten Turnaround nutzen. Bis zum Sommer, so das Ziel, soll es an allen Parkpositionen funktionieren.
Mein Fazit: Der Flughafen macht es richtig, entwickelt sich stetig weiter und packt Probleme gewissenhaft an. Insofern sind die geschilderten Neuerungen sinnvolle Maßnahmen, die das Reiseerlebnis am BER für Fluggäste mehr oder weniger offensichtlich verbessern werden, auch wenn ich persönlich noch nie Probleme am Hauptstadtflughafen hatte. Wenn jetzt noch mehr Sitzbänke oder -inseln an den Gates dazukommen (und diese mit Stromanschluss versehen sind) und der Flughafen hoffentlich nach und nach immer mehr Ziele und die von uns so sehnlichst erhofften Langstreckenverbindungen erhält, dann kann man wahrlich nicht meckern. Und kann vielleicht ganz vorsichtig - ein bisschen Berliner Hochmut muss ja sein - irgendwann in Richtung des ersten Satellitenterminals schielen.